Gesellschaft

Islamdebatte oder wie man seine Kräfte vergeudet

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2012 schreib ein renommierter Berliner Blogger sinngemäß, Katholiken seien Mitglieder einer „Kinderficker-Sekte“. Ich war empört. Damals war dieser Zustand noch nicht so „normal“ wie heute.

Vermutlich war es die katholische Kirche, die ihn damals angezeigt hat. Das Gericht gab dem Blogger Recht. Die Begründung des Gerichtes kann ich bis heute nicht verstehen.

Dieser Blogger hatte sehr viel Zustimmung für seine Sicht der Dinge erhalten. Das ist wohl ein bisschen typisch für unsere Zeit. Vielen kann heute nichts mehr gemein und niederträchtig genug sein. Hauptsache, man hat sein Mütchen gekühlt und ein paar Klicks gemacht.

Nix über Gefühle

Mein Gefühl sagt, es ist falsch, Menschen aufgrund ihrer Religion pauschal zu beleidigen oder zu verurteilen! Aber das Gericht war anderer Meinung. Dieser Blogger durfte Katholiken als Mitglieder einer Kinderficker-Sekte bezeichnen. Ich bin darüber immer noch etwas verbittert.

Ich glaube an Gott, bin katholisch, aber ich praktiziere meinen Glauben kaum. Ich könnte mir vorstellen,  Millionen von Deutschen werden es so oder ähnlich halten. Ich bin nicht tief in meiner Religion verwurzelt und teile viele Ansichten der katholischen Kirche nicht.

Trotzdem fühle ich mich mit ihr und den anderen Gläubigen verbunden. Ich denke, das ist nachvollziehbar?! Können Sie meinen Gedanken und Gefühlen bis dahin folgen?

Sie sehen, worauf ich hinaus möchte: Billigen wir diese Verbundenheit auch Muslimen zu?

Islamdebatte – unnötig wie ein Kropf

Ich stelle die Frage (Anlass war die unsägliche Diskussion bei „Hart aber fair“ von gestern Abend),  die bei alledem, was gesagt und gebrüllt wurde, im Hintergrund blieb: Was mögen Muslime angesichts dieser Dauerschleifen – Diskussion über ihre Religion wohl fühlen und denken? Kann eine Gesellschaft noch deutlicher machen (76% finden laut „Welt“ – Umfrage, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört), dass sie gar nicht daran denkt, diesen Teil ihrer Bevölkerung zu integrieren? Zugegeben, diese Antwort / Schlussfolgerung ist ebenso unterkomplex wie die Frage selbst. Aber wie wirkt das alles auf Muslime in Deutschland? Ist uns das wirklich egal?

Meines Erachtens handelt es bei dieser Endlosdebatte um einen schweren Fehler, der unserer Gesellschaft teuer zu stehen kommen kann. Es gibt deutlich Wichtigeres zu verhandeln in Sachen Integration als die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört. Aber diese Frage ist so schön handlich und für die bevorzugte Demagogie absolut geeignet.

Das erkennt man leicht daran, wie virtuos diese Frage durch rechte und noch rechtere Politiker erneut instrumentalisiert wurde. Politiker sind auch Wiederkäuer. Journalisten leider auch. Die Zuschauer/Zuschauerinnen sind Wiederholungen von Haus aus gewöhnt. Wenn man oft genug die gleiche Frage stellt, kriegt man irgendwann die gewünschte Antwort. Vielleicht sind die 76% auch ein Stück weit dadurch zu erklären?!

Statt über die effektiven und nicht zu bestreitenden Probleme der Integration en detail zu diskutieren, vernachlässigt die Öffentlichkeit die Wirkung dieser stumpfsinnigen und oberflächlichen Diskussion auf die ca. vier Millionen mit uns zusammenlebenden Muslime.

Auch der Teil der Muslime wird in diese unheilvolle Debatte einbezogen, der den Islam nicht lebt oder ihm vielleicht sogar kritisch gegenübersteht. Welche Auswirkungen das haben wird, müsste ich normalerweise gar nicht erklären. Sie liegen auf der Hand. Nicht erst, seitdem sie meinen Artikel gelesen haben.

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