Gesellschaft

Geht da noch was, oder ist der Zug abgefahren?

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Der Autor des NZZ Artikels: „«Kartoffeln», «Almans»: Rassismus – nein danke! Es sei denn, es geht gegen Deutsche“, Marc Felix Serrao, ist Deutscher.  Dass er nicht dem Lager angehört, das bei uns gern als links-grün-versiffter Mainstream bezeichnet wird, darf ich unterstellen. Außerdem schreibt er ja für eine schweizerische Zeitung. Und die sind bekanntlich ja neutral.

Er nimmt sich eines heiklen Sommerthemas an, das uns nicht erst seit der aus deutscher Sicht misslungenen Fußball-Weltmeisterschaft beschäftigt. Nun haben wir in Berlin schon ein Heimat-Ministerium und trotzdem geht dieses Deutschland Linken und jungen Migranten so richtig am Arsch vorbei.

Die Schimpfwörter, die sie für uns finden, sind nicht gerade neu. «Kartoffeln», «Almans» und «Herkunftsdeutsche». Das klingt doch fast so gut so wie Spagetti, Knoblauchfresser oder so etwas in dieser Art, freilich nur unter „anderen Vorzeichen“.

Die Rechten machen aus solchen Beschimpfungen ihren nationalistischen Prüll. Sie auch! Sorry, Herr Serrao.

Es klingt ja so, als ob es hier in den letzten Jahrzehnten nicht gang und gäbe gewesen wäre, Migranten – auch die, die längst Deutsche sind – mit solchen „netten“ Schimpfworten oder anderen zu titulieren. Von empirisch festgestellten Benachteiligungen im Berufsleben aufgrund des „fremd klingenden Nachnamens“ will ich gar nicht erst anfangen.

Ich frage mich aber auch, wie eine Frau des Wortes solche Texte (s. Tweet) verbreiten kann. Und Frau Dongowski ist da leider keine Ausnahme. Die Linken sind eben auch nicht mehr das, was sie mal waren.

Das klingt zwar lakonisch, trieft aber vor Niedergestimmtheit.

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Es ist schade, dass Özil, Gündogan oder anderen jungen Deutschtürken aufgrund ihres Verhaltens nachgesagt wird, Deutschland nicht als ihre Heimat zu betrachten, sondern die Türkei. Gerade Spitzensportler können für die Integration wichtige Arbeit leisten. Sie haben jedoch mit ihrem Erdogan – Auftritt das Gegenteil bewirkt.

Zu diesem Gegenteil zähle ich, dass viele [sic!], vor allem junge Türken und Deutschtürken zur au­to­ch­thonen Bevölkerung eine unüberhörbar feindselige Haltung eingenommen haben.

Wer die Diskussionen in den sozialen Netzwerken überhaupt noch verfolgt (ich mache das!), kann keine andere Schlussfolgerung ziehen.

Die gegenseitige Vorurteile dominieren. Das Internet ist leider der falsche Ort, um sie auszuräumen. Vielleicht besteht eine vage Hoffnung, dass das im realen Leben anders läuft. Und hoffentlich verursacht mein Urteil hinsichtlich der Häufigkeit und Härte der gegenseitigen Ablehnung falsche Schlussfolgerungen meinerseits.

Einige Male habe ich mich in Diskussionen eingeschaltet. Jeder Versuch scheiterte. Entweder sind es die Herkunftsdeutschen oder die Deutschtürken, die nicht mit sich reden lassen. Selten treten kleine Gruppen aus Deutschen und Deutschtürken gemeinsam auf, um massiv zu intervenieren. Nicht einmal solche Interventionen helfen. Zu oft driften die Diskussionen in Beleidigungen ab. Sie führen nicht zu mehr Verständigung, sondern scheinen die gegenseitige Ablehnung nur zu verstärken. Das ist ein Eskalationskurs mit unabsehbaren Folgen für die Zukunft.

Die gegenseitigen Vorbehalte haben so zugenommen, dass ich mich frage, wie viel gegenseitige Ablehnung überhaupt möglich ist bis das Fass zum Überlaufen gebracht ist.

Ich sehe aktuell weder Persönlichkeiten noch Institutionen, die in diesem an Schärfe zunehmenden Konflikt noch vermitteln könnten. Von offizieller politischer Seite hört man dazu gar nichts. Alle scheinen mit Seehofers Masterplan und seiner Umsetzung voll und ganz ausgelastet zu sein. Für Integrationskonzepte ist die Bereitschaft nicht mehr spürbar. Sie findet in diesem Klima nie statt!

Als ob es dieses Problem, das sich neben den Folgen der Flüchtlingskrise stark weiterentwickelt hat, gar nicht gäbe.

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