Gesellschaft

Weshalb geben wir uns beim Datenschutz so widersprüchlich?

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4 Kommentare

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Das Leben mit technischem Fortschritt steht im Kontrast zu den Datenschutzansprüchen vieler

Viele zeigen uns umsichtig und schnell alarmiert, wenn es um den Datenschutz, genauer: den Schutz ihrer Daten, geht. Andere verhalten sich erstaunlich indifferent. Wie oft muss die Maus während einer durchschnittlichen Internetsitzung klicken, um alle Keks – Warnungen anzuerkennen?

Wer liest schon die Datenschutzerklärung einer Website oder wenigstens den kurzen Text vor der „OK“- oder „Einverstanden“ – Schaltfläche? Die Popups nerven sowieso und andere Formen der Darbietung sind nicht weniger lästig.

Datenschutz und neue Geschäftsmodelle

Manchmal frage ich mich, ob es nicht ein erfolgversprechendes Geschäftsmodell wäre, Abos hinter den Schaltflächen „OK“ oder „EINVERSTANDEN“ zu verstecken? Die nötigen Daten wären sicher irgendwie zu beschaffen. Wozu gibt es schließlich die Cookies? Bestimmt gibt es das schon. Oder lest ihr etwa die Texte vor und neben den einschlägigen Schaltflächen? Nicht, dass ihr irgendwann mal eine neue Waschmaschine bestellt, weil ihr den Text vor der Schaltfläche nicht gelesen habt!

Der BND hat als einziger Auslandsnachrichtendienst Deutschlands die Aufgabe, Informationen zu sammeln und auszuwerten, die zur Gewinnung von Erkenntnissen über das Ausland, die von außen- und sicherheitspolitischer Bedeutung für die Bundesrepublik Deutschland sind, notwendig sind (§ 1 BNDG).

was macht der bnd – Google-Suche

Gefahren für den Datenschutz, die unterschiedlich wahrgenommen werden

Erweitern wir den Scope des Themas nur ein wenig, stoßen wir auf erhebliche Widersprüche.

Wir verbieten dem BND seine Arbeit zu tun, stellen uns andererseits aber freiwillig Amazons „Alexa“ oder Googles „Home“ in mindestens ein Zimmer unserer Refugien.

Dass mit dieser Technik privateste Gespräche abgehört (überwacht?) werden können, erscheint den einen (mir übrigens auch!) weniger relevant als anderen jene Cookies, die für unterstellt hinterlistige Zwecke eingesetzt werden könnten oder die Existenzgrundlage des Bundesnachrichtendienstes. Sie besteht nun einmal aus der Informationsbeschaffung. Vielleicht ist für viele die ehrlichere Frage, ob man Nachrichtendienste nicht generell abschaffen sollte. Manche fänden das sicher richtig. Weil sie sich so weit aber nicht aus dem Fenster hängen wollen, fordern sie lieber Dinge, die ja irgendwie populär sind.

Ich bin gespannt, wann das „Problembewusstsein“ in Deutschland soweit fortgeschritten sein wird, dass Gästinnen und Gäste vor dem Betreten der Wohnung eine Freistellungserklärung zur Unterschrift vorgelegt wird. Motto: „Bei uns wird möglicherweise abgehört“.

Schutz der Privatsphäre in der Wohnung

Wer zu Freunden zu Besuch kommt, erwartet schließlich nicht, dass jedweder Inhalt privatester Gespräche bei Google, Amazon, NSA, CIA oder am Ende auf Umwegen doch beim BND landen könnte.

Wir verdrängen, dass solche Szenarien keine Science-Fiction darstellen. Während sich die einen immer noch darüber amüsieren, dass die Datenkrake Internet von Unwissenden als #Neuland bezeichnet wird, zeigt die übergroße Mehrheit nur dann eine gewisse Sensibilität, wenn das Thema sehr konkrete Formen annimmt. Wer schon einem Internetbetrug zum Opfer gefallen ist, ist vielleicht vorsichtiger als jemand, der das Internet nur selten und sporadisch nutzt und auch deshalb noch keine negativen Erfahrungen gemacht hat.

Es gibt viele Aktivisten, die sich für den Datenschutz einsetzen. Wie sie allerdings gegen das Interesse einer großen Zahl von Menschen an hochinteressanten Produktinnovationen ankommen soll, gibt Rätsel auf.

Cloud und Smart-Speaker

Nehmen wir allein die Debatten um die Cloud-Nutzung oder das aktuellere Beispiel über die Smart-Speaker. Manche verzichten auf die Nutzung von Google-Drive, weil ihnen die Sicherheit ihrer Daten über alles geht, andere hängen sich ihre Wohnung nicht mit „Wanzen“ voll, weil sie dabei ein ungutes Gefühl haben. Aber denken diejenigen auch darüber nach, dass die Gefahren der Nutzung ihres Smartphones nicht noch höher einzuschätzen sein könnten?

Der Verzicht auf ein Smartphone mutet heute fast exotisch an. Wahrscheinlich haben sich die Sicherheitsstandards gegenüber der Anfangszeit von 2007 deutlich erhöht. Aber bieten sie mit all den schicken Features, die wir nur zu gern nutzen, nicht viel höhere Gefahrenpotenziale als ein Smart-Speaker im Wohnzimmer? Ich weiß es nicht. Ganz sicher aber lohnt es sich, die Frage nach der Sicherheit unserer Daten zu stellen.

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4 Gedanken zu „Weshalb geben wir uns beim Datenschutz so widersprüchlich?“

  1. Ich denke mal wir Deutschen übertreiben das mit dem Schutz unserer Daten. Vieles lehnen wir ab weil irgend etwas möglich wäre. Ich glaube etwas mehr Vertrauen in die Dinge wäre besser.

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  2. Wer weiß, was unser Vertrauen zerstört hat? In anderen Ländern sieht das scheinbar anders aus. Aus Deutschland kommen ja auch die wenigsten Innovationen, wenn es um Techniken geht, die an die Produkte der großen amerikanischen Anbieter andocken. Und was eigenes scheinen wir oder die Europäer ja nicht auf die Reihe zu bekommen.

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  3. Was soll man tun?
    Man wird unmöglich konsequent sein können, es sei denn, man will zum Sonderling oder Einsiedler werden.

    Also kann man für sich selbst Dinge (bzw. den Besitz von Dingen) ausschließen, die einem aus der persönlichen Sicht auf Datensicherheit problematisch erscheinen. Man nutzt sie einfach nicht. Das kann bei einigen Dingen leicht fallen, bei anderen schwerer.

    Auf andere Dinge, du nennst ja das Smartphone, fällt der völlige Verzicht wahrscheinlich wesentlich schwerer. Dann bleibt nur die Möglichkeit, nach Wegen zu suchen, ob und wie man solche Dinge datenschutzfreundlich „erziehen“ kann. Beim Smartphone gibt es solche Möglichkeiten, auch wenn es nicht gelingen mag, diese Geräte völlig privat zu konfigurieren.

    Man muss einfach abwägen – aber man beschäftigt sich damit und entwickelt eine bewusste Haltung dazu.

    Was mich irritiert, sind Menschen, die überhaupt keinerlei Sensibilität für die Datenschutzproblematik entwickelt haben. Die geradezu naiv alle neuen „smarten“ Gadgets assimilieren…

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  4. @Boris, wahrscheinlich ist das Smartphone aufgrund seiner hohen Verbreitung und Technik noch schwerer abzusichern als ein PC oder die Daten, die sich in der Cloud befinden. Aber das ist nur eine Annahme meinerseits. Die vielen Einfallslöcher bei Smartphones werden wohl auch nie versiegen, weil durch die Unmengen von Apps immer wieder neue Gefahren en masse hinzukommen.

    Es bleibt die Entscheidung jedes Einzelnen von uns. Da sich die meisten nicht einmal dafür interessieren, wie sie Quellen möglichst weitgehend absichern (Quellenkritik) ist die rein technische Seite vermutlich nicht die größte Gefahrenquelle. Die sitzt, wie Fachleute gern sagen, meist vor den Bildschirmen. Wohin die Menschheit mit diesen Errungenschaften steuert, weiß ja keiner so genau. Und immer nur in Pessimismus zu machen, ist wohl keine Lösung. Sagte Trump ja auch gerade in Davos 🙂

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