Politik

Moralische Argumente übernommen? Ob Precht und Welzer nicht doch richtig liegen?

∼ 3 Min. Lesezeit

Als ich vorgestern meinen Artikel „Moralische Argumente sind bequem“ schrieb, wusste ich noch nichts von Prechts und Welzers Einlassungen dazu. Darauf machte mich heute ein Tweet des stellvertretenden Chefredakteurs von „WILD“ aufmerksam.

linke Moralblase

Genauso sehe ich das. Die woke Blase war es vor allem, die ihren Teil dazu beigetragen hat. Die Politik hat sich in den letzten Jahren mehrfach von Moralaposteln treiben lassen.

Atomausstieg

Ich denke auch an die Geschichte rund um den Atomausstieg Deutschlands. War das eine rationale Auseinandersetzung mit den Fakten rund um das Fiasko im japanischen Fukushima? Nein, es war die Chance der Grünen, die Atomenergie endgültig zu begraben.

Den Preis für diesen Fehler zahlen nachfolgende Generationen. Ja, liebe FFF Aktivisten, diese Welt wird sich – vor allem für uns Deutsche – in den kommenden Jahren so verändern, dass sogar endlich ihr stolz auf die Politik sein werdet, die im Moment noch an allen Hebeln zieht, um das zu verhindern, was selbst die Irrsten von euch so schnell nicht haben kommen sehen. Mal sehen, wie ihr es findet, wenn der erste Blackout über Deutschland hereinbricht. Mit den Träumen vom grünen Wachstum wird es dann vorbei sein.

Von Weitsicht und Rationalität der Verantwortlichen war zu wenig zu sehen.

Dass der Bundeskanzler durch sein vorsichtiges Vorgehen noch am ehesten seinem Amtseid nachkommt, finde ich erwähnenswert. Vor allem die Vielen, die ihn dafür national und international immer wieder aufs Neue unter Druck setzen, tragen keine Verantwortung – im Gegensatz zum Kanzler!

mangelnde Weitsicht

Wir werden damit leben müssen, welche Konsequenzen die mangelnde Weitsicht tatsächlich für unser Land und vor allem für die Bürger haben wird, die ohnehin nicht auf Rosen gebettet sind. Es war zwar von Beginn an klar, dass die Sanktionen Folgen haben werden. Wir waren uns allesamt nicht im Klaren darüber, wie verheerend sich die Sanktionen auf unsere Wirtschaft auswirken werden. Das alles mit moralischen Argumenten verteidigen zu wollen, kann nicht funktionieren.

Verschwörungstheorien

Es ist kein besonderer Sinn für Verschwörungstheorien erforderlich, um zu erkennen, wohin die Entwicklung unser Land bringen könnte.

  1. Kein anderes Land ist in dem Maße betroffen wie Deutschland. Dass sich unsere Regierungen der letzten 20 Jahre diese Lage selbst zuzuschreiben haben, ist kein Trost
  2. Ich hoffe nicht, dass die Eskalation, die Scholz offenbar mehr verhindern will als jeder andere Politiker im „Westen“, trotz seiner Sperrigkeit, die zu all der Häme und Herabwürdigung seiner Person führte, dennoch zu der Eskalation des Konfliktes führen wird, die unsere Historiker wohl als den 3. Weltkrieg bezeichnen dürften.

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6 Gedanken zu „Moralische Argumente übernommen? Ob Precht und Welzer nicht doch richtig liegen?“

  1. Die EU hat Sanktionen verhängt. Das hätte Deutschland, also die Bundesregierung, aus Eigeninteresse blockieren können. Tatsächlich hätten wir auch keinerlei Waffenlieferungen selbst einleiten oder – über andere – befürworten dürfen. Denn die sind natürlich genauso – in der Folge – ursächlich für Putins wirtschaftspolitische Reaktionen gegen uns.

    Wir hätten also gar nichts tun dürfen, aus purem Eigeninteresse natürlich, damit uns Putin nicht irgendwelche Hähne zudreht.

    Wir hätten seinem Krieg gegen die Ukraine also interessiert zuschauen dürfen, als unbeteiligte Zaungäste sozusagen. Ohne moralische Diskussion, aber interessiert, weil aus wohlverstandenem wirtschaftlichem Eigeninteresse. Eigeninteresse u.a. an billigem Gas aus Russland.

    Eigeninteresse übrigens aus purer Dummheit geboren. Weil wir es dank jahrzehntelangem schafsblöden Wählens von CDU/SPD/FDP und ohne jede Weitsicht glücklich, zufrieden und in der „Mitte“ wohlgenährt vermieden haben, frühzeitig aus dem fossilen Öl-/Gas-Energiemist zugunsten erneuerbarer Energien auszusteigen.

    Wir bräuchten das russische Schei..-Gas längst nicht mehr, wenn wir mal früh- und rechtzeitig nachhaltig vernünftig gewesen wären…

    Die Geschichte um Precht und Welzer kenne ich nur aus einem kurzen Kommentar bei den Übermedien.de. Erstens gucke ich Lanz nicht und das mediale Getöse, dass die beiden da angerichtet haben, interessiert mich auch nicht so arg. Die nächste Sau, die durch Twitterdorf getrieben wird. Das alles wird mal wieder aufgeblasen und viel wichtiger genommen, als es der Sache gebührt.

    Ich würde mir ein Gespräch mit den beiden Herren sicher bei Scobel anschauen. Bei einem seriösen Format also, wo nicht um des puren Widerspruch-Beißens willen irgendwelche Streithähne zugeladen werden. Wo man nicht insgeheim auf das unmittelbar nachfolgende Twitter-Gekrähe hofft, mit dem die nächste Wutblase aufgeblasen wird.

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  2. Das klingt so, als würde jeder, der die Einseitigkeit von Regierung und Medien kritisiert, das nur tun, weil er Schiss vor persönlichen Konsequenzen hat. Alles feige Säcke, die sich gegen das deutsche Engagement für die Ukraine aussprechen.

    Handelt es sich also allein um egoistische Gründe? Die spielen eine Rolle.
    Dass es für Nationalstaaten auch darum geht, die Interessen des eigenen Landes zu wahren und nicht andere Meinungen durch die Überdosis moralinsaurer Argumente zu entwerten, spielt in aktuellen Diskussionen keine Rolle. Das hat sich längst abgezeichnet, tritt aber in dieser Krise noch einmal deutlicher zu Tage.

    Die Reaktionen auf Precht und Welzer zeigen, wie zutreffend die immer lauter werdende Kritik ist. Wenn Leute Quatsch erzählen, kann man den Quatsch auch als Quatsch kritisieren.

    Wenn jedoch die Auseinandersetzungen – wie gerade in diesem Fall – nur noch auf der persönlichen Ebene stattfinden und Precht und/oder Welzer als Personen diffamiert und ihre Reputation mit unglaublichen „Stilmitteln“ herabgewürdigt werden, ist eine Debatte weder sinnvoll noch möglich. Was ich in den letzten Tagen über beide gelesen habe, ist einfach nur … So kann das nicht weitergehen.

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  3. … aber es wird so weitergehen. Und zwar genau so lange, wie diese Internetplattformen den Stellenwert behaupten können, den sie im Moment haben. Die Plattformen selbst werden sich nicht ändern, weil sie genau so, wie sie sind, den maximalen monetären Effekt haben.

    Es wird allerdings eher noch schlimmer werden. Denn wenn ich lesen muss, dass die Jüngeren (so bis an die Dreißig) sich deutlich zunehmend auf „TikTok“ orientieren und konzentrieren, dann heißt das, dass der Abgrund noch nicht ganz erreicht ist. Eine chinesische Plattform, die an infantiler Dümmlichkeit und Substanzlosigkeit kaum noch zu übertreffen sein kann und letzten Endes nur der Totalverblödung der (ehemals nur chinesischen) Bevölkerung dient.

    Ach, ich denke, es kann noch weiter runter gehen… unterschätzen wir die abgründigen Neigungen der Menschen nicht. (Und die tiefsitzende Verweigerung, sich vernunftgeleitet zu verhalten).

    Vielleicht bewahrheiten sich ja gerade die Ideen und Visionen des britischen Schriftstellers James Graham Ballard (1930-2009) tatsächlich: Gesellschaften, die begonnen haben, sich medial und konsumistisch nur noch oberflächlich im Kreis – und damit gesellschaftlich „im Rad“ – zu drehen, werden sich unweigerlich in nicht allzulanger Frist in Radikalität, totaler Asozialität und Gewalttätigkeit selbst zersetzen.

    Ich meine, wir sehen es doch:
    In immer mehr Ländern wählen sich die Menschen gerade rechtsextreme Witzfiguren zu Regierungschefs. Untrügliches Kennzeichen idiotisierter Gesellschaften, sich „populistischen“ Gestalten zuzuneigen, die an genereller Inkompetenz bei gleichzeitiger Impertinenz gepaart mit Narzissmus nicht zu schlagen sind. Das kann zu nichts führen, das auch nur einen Hauch positiv zu bewerten ist…

    Das wird noch ein Spaß…

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  4. Wahrscheinlich! TikTok ist das beliebteste SN. Ich habe es mir nicht angesehen. Die Mechanismen werden nicht wesentlich von dem anderen Schrott abweichen. Auch dort diktieren die Algorithmen und damit die monetären Interessen alles Übrige.

    Schätze, dass sowohl die Entwicklung der SN als auch der Hang zu einfachen Antworten (Wahl von Rechtspopulisten und Rechtsextremen) daher rührt, dass sich viele Menschen (ich auch) von der Komplexität unserer Welt absolut überfordert fühlen. Da neigt man zu einfachen Antworten. Diese Perspektive stammt natürlich nicht von mir. Aber sie ist schon sehr einleuchtend. Das Schlimme an der Entwicklung ist, dass sich kaum mehr jemand die Mühe machen möchte, sich den Erschwernissen der Meinungsbildung in einer Demokratie auszusetzen. Toleranz, Kompromiss und sicher noch andere Begriffe (Tugenden) wurden verunglimpft, weil sie ganz leicht als ineffizient diffamiert werden können. Ob der Grips von Mehrheiten reicht, um die Gefahren solcher Sichtweisen und Entwicklungen zu sehen und diese wenigstens auf lange Sicht einzuhegen und zu „normalisieren“? Ich weiß es nicht. Ich hoffe immer noch darauf, aber diese Hoffnung wird immer kleiner.

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