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Spahn vs. Lanz: Ein Duell von Profi und Amateur

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Gestern hatte Jens Spahn auf dem „heißen Stuhl“ Platz genommen. Dass ich Markus Lanz vor Jahren mal vor massiven Angriffen aus „dem“ Publikum in Schutz genommen habe, verstehe ich schon lange nicht mehr.

Welcher Typus Politiker geht zu Lanz?

Auf die Sendung schaue ich heute mit anderen Augen. Wahrscheinlich habe ich auf meine alten Tage eine masochistische Neigung entwickelt. Vielleicht warte ich auch nur darauf, dass Markus Lanz mal „verliert“. Dass seine Talkshow-Gäste seinem beifallheischenden Blick widerstehen und Unverständnis, vielleicht sogar ein wenig Abneigung signalisieren.

Nun, gestern war es fast so weit. Jens Spahn war da.

Sein Gästeumfeld, würde ich anhand Spahns frecher Behauptung, die CDU sei die eigentliche Umweltpartei, als eher suboptimal bezeichnen (Eva Quadbeck, Claudia Kempfert und Kathrin Witsch).

Dogmatische Umweltpolitik

ber das Thema war überraschend schnell abgearbeitet. Leider musste ich erneut feststellen, dass mir die Sicht der CDU weitaus sympathischer, weil weniger dogmatisch scheint, als insbesondere die der Grünen. Nur sind die Grünen das Maß der Dinge, wenn es um diese Frage geht. Kempfert verdrehte gefühlt bei jedem Satz Spahns die Augen und warf (wir kennen es nicht anders) wieder und wieder den Vorwurf gegen Spahns Partei auf, der Ausbau der Erneuerbaren in den 16 Merkel-Jahren sei blockiert worden.

Kein Vorankommen

Wie konstruktiv wäre es, wenn nicht nur grüne Dogmen, sondern auch die Sicht von CDU und FDP auf unsere Zukunft für zulässig erklärt würde. Die Innovationen, von denen beide Parteien ständig reden, könnten nämlich durchaus dazu beitragen, die Klimaprobleme zu lösen oder besser voranzukommen. Kempferts Credo vom dringend nötigen, schnellen Ausbau der Erneuerbaren mag ich langsam nicht mehr hören. Zudem passen sie momentan nicht zur aktuellen Bilanz der Ampel.

Richtig boshaft wurde es, als Markus Lanz die alten Kamellen von ministeriellen Fehlleistungen während der Corona-Pandemie thematisierte. Wie Spahn nach einer Weile verlauten ließ, war das Thema in den Vorgesprächen mit der Lanz-Redaktion nicht angesprochen worden. Er beschwerte sich darüber, dass er sich nicht auf solche Fragen hätte vorbereiten können. Schließlich sei er bereits seit 1 1/4 Jahren nicht mehr Minister.

Korruption überall?

Das fand ich interessant. Lanz war eindeutig in Stimmung, Spahn zu grillen. Dass er die im Moment hochgekochte Korruptionsgeschichte der Tochter des CSU Granden Tandler präsentierte und den Vorwurf in Richtung Spahn erhob, im Bundesgesundheitsministerium habe es keine Kontrollinstanzen gegeben, war entlarvend.

Spahn reagierte, wie ich das von einem Politprofi erwarte. Er ließ die markigen Vorwürfe, die pflichtschuldigst auch von Quadbeck und den anderen Damen auf interventionistische Nachfrage Lanz gestützt wurden, gelassen und entspannt abperlen.

Das Internet ist voll von einschlägigen Vorwürfen an die Adresse Spahns. Ihr wisst, wie weitreichend das Geraune über mögliche Korruption im Gesundheitsministerium war. So gesehen, wird Spahn immer noch sozusagen ständig präpariert sein, um auf solches Gelaber angemessen zu reagieren.

Randale, Emotionen, Provokationen – das alles bei Lanz

Die Sendung hat einmal mehr gezeigt, worauf Lanz Erfolg im deutschen Fernsehen fußt: nämlich auf Randale, Emotionen und Provokationen. Beste Information wäre ein Begriff, der mir zu dieser Sendung nie einfiele. Anderen leider schon.

So kam es, dass Lanz eine Weile am Misserfolg seiner „investigativen“ Versuche zu knabbern hatte. Der Mann war für ein paar Minuten still und zurückhaltend. Lange hat das nicht angehalten. Dann war er wieder der Alte. Er lässt die Gäste praktisch nie ausreden. Im Falle der Handelsblatt-Journalistin, Katrin Witsch, würde ich sogar behaupten, dass er die Fragen, die er ihr stellte, im Wesentlichen selbst beantwortet hat. Die Frau schien mir jedenfalls den mit Abstand geringsten Redeanteil gehabt zu haben.

Beste Information?

Ich kann mich immer noch nicht damit abfinden, dass eine Sendung wie „Markus Lanz“ vor ungefähr 1 1/2 Jahren für die Kategorie „Beste Information“ ausgezeichnet wurde. Für mich ist Lanz ein Tummelplatz für Pressefritzen und Politiker, die ihre Nase nicht oft genug im TV sehen und die sich von diesem Format einen Schub für ihre Popularität erhoffen. Das verstehe, wer will!

Übrigens, ich sehe mir die Sendung viel seltener an als früher. Immerhin. Wer die Talkrunden bei Servus TV oder Tichy oder Broder „mitnimmt“, kann sich das halt auch nicht ersparen.

Ich will schon wissen, was vor sich geht. Außerdem wird es meinem Blutdruck dienlich sein. Als Rentner muss ich einen Ausgleich schaffen für zu viel Ruhe.

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